„NEW NORMAL“, was ist das? Veränderungen durch die Corona-Pandemie

Ein Gastbeitrag der Staatsministerin Dorothee Bär, Beauftragte für die Digitalisierung in Deutschland.

Foto: Christian Weber

Unser Schulsystem ist im letzten Jahr heftig ins Stottern geraten – auch ich habe diese Erfahrung als Mutter von drei schulpflichtigen Kindern machen müssen.

Unser Bildungssystem braucht ein grundlegendes Update. Es geht um eine Neuausrichtung unserer Bildungslandschaft. Natürlich ist die technische Infrastruktur grundlegende Voraussetzung – dass jede Schule eine eigene IT-Fachkraft für Systemintegration hat, sollte in Zukunft selbstverständlich sein. Aber Technik alleine wird es nicht richten. Wir müssen Lehr- und Lernprozesse neu gestalten, um unseren Kindern und Jugendlichen zeitgemäße Kompetenzen zu vermitteln.

Das heißt: Digitales Lernen muss selbstverständlich sein. Wir müssen Kinder so früh wie möglich an die richtige Nutzung von digitalen Medien heranführen. Deshalb brauchen wir neben dem Digitalpakt Schule einen Digitalpakt Kita. Wir wollen verantwortungsvolles Spielen und Wissen, Zuhören, Zuschauen und Selbermachen verbinden – und damit gerade auch bei Mädchen früh Interesse und Begeisterung für technische und digitale Themen wecken.

Digitale Lerninhalte gehören auch in der Grundschule ins Klassenzimmer. In der Unterrichtsvermittlung sollte bis zur 7. Klasse zwar gelten: Präsenzunterricht vor Distanzunterricht. Denn das Erlernen sozialer Kompetenzen durch das direkte Miteinander ist gerade für junge Kinder elementar. Jugendliche ab der 7. Jahrgangsstufe können sollten an ausgewählten Wochentagen digital von zu Hause aus lernen dürfen. Das ist das richtige Alter, um den selbständigen Umgang mit Lernstoff, Kollaborations- und Organisationstools zu erlernen. Lernplattformen ermöglichen es zudem, Bildungsinhalte und -tempo an die individuellen Bedürfnisse anzupassen und Unterrichts- und Lernzeit effektiver zu nutzen. Gerade auf dem Land würde es vielen Schülerinnen und Schülern lange Schulwege mit öffentlichen Verkehrsmitteln ersparen und damit gleichzeitig Verkehr und Klima entlasten.

Der Umgang mit Hard- und Software muss flankiert werden durch eine Erweiterung des Bildungskanons: Unsere Kinder müssen Chancen und Risiken der Digitalisierung nicht nur technischer, sondern auch in humanistischer und ethischer Dimension einordnen können. Das bedeutet: Grundlagen der Programmierung, Bedeutung und Funktion von Algorithmen und Datenkompetenz sollten zur Allgemeinbildung gehören. Digitale Medienbildung gehört dabei ebenso zu den Bildungszielen. Der öffentliche Diskurs wird immer wichtiger im Prozess der Meinungsbildung, hier ist es essentiell für Fake News und die Wirkungsweise von Algorithmen sensibilisiert zu sein. Weiterhin bieten Anwendungen für spielbasiertes Lernen und Wissensvermittlung enormes edukatives Potential, weswegen wir Serious Games und digitale Planspiele als festen Unterrichtsbestandteil einführen sollten.

Letztendlich ist das alles nicht ohne unsere Lehrkräfte umzusetzen. Ihnen muss in ihrer Aus- und Weiterbildung ein Instrumentenkasten an digitalen Fachkenntnissen – technisch und pädagogisch – mitgegeben werden.

Die Pandemie hat enormen Druck auf das Thema digitale Bildung gebracht: Wir müssen diese Krise nun als Chance nutzen, damit die Bildung nach der Pandemie nicht nur digitaler, sondern auch besser wird.

Lassen Sie uns nun gemeinsam anpacken und die Schule unserer Zukunft gestalten.

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